Graphik: Der GMSLR (1992-2022) anhand von Messungen durch Satellitenaltimetrie (NASA/CNES Topex/Poseidon und Jason-1 sowie NASA/CNES/NOAA/Eumetsat Jason-2).
Veränderungen des Meeresspiegels gehören zu den wichtigsten Folgen einer Klimaänderung. Ein Meeresspiegelanstieg von wenigen Zentimetern bewirkt in flachen Gebieten einen Rückzug der Küstenlinie von Metern. Der infolge der heutigen schnellen Erderwärmung beschleunigte Meeresspiegelanstieg stellt ein wichtiges globales Problem des aktuellen Klimawandels dar, da ein beträchtlicher Anteil der Weltbevölkerung in Küstennähe siedelt.
Betroffen sind vor allem tief liegende Inseln und Küstengebiete. Bedroht sind in erster Linie arme Länder, die nicht in der Lage sind, wirksame Küstenschutzmaßnahmen zu treffen. Hierbei ist z.B. Bangladesch zu nennen. Dort leben ca. 17 Mio. Menschen in Gebieten, die tiefer als 1 m über dem Meeresspiegel liegen und bereits heute bei Extremwetter überschwemmt werden.
Zu den gefährdeten Inselgruppen gehören Marshall, Kiribati, Tuvalu, Tonga, Line, Mikronesien und Cook im Pazifik sowie Antigua und Nevis im Atlantik sowie die Malediven im Indischen Ozean. Der Meeresspiegelansteig zeigt seit Jahrzehnten eine steigende Tendenz.
Langfristige Veränderungen des mittleren globalen Meeresspiegels (GMSL) werden vor allem durch drei Prozesse verursacht:
Eisschmelze: Aufgrund der Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane schmelzen Eisschilde und Gebirgsgletscher, was dazu führt, dass Süßwasser in die Ozeane gelangt. [2.1 mm/Jahr (2002-2019)]. Die Eisverluste der Eisschilde betragen z.Z. a) Grönland 273 ± 21 Gt/Jahr und Antarktis 151 ± 39 Gt/Jahr
Thermische Ausdehnung: Das Wasser der Ozeane dehnt sich durch die Erwärmung aus. [ 1,3 mm/Jahr (2005-2019)]
Änderungen des Landwassers: Wasser, das entweder dem Land entnommen (z. B. durch Grundwasserpumpen) oder an Land aufgestaut wird (z. B. durch den Bau von Dämmen), kann zu einer Nettoveränderung des gesamten im Ozean befindlichen Wassers führen.
Von etwa 1,7 mm/Jahr vor 4 Jahrzehnten betrug der Anstieg bis Ende der 1990er Jahre 3 mm/Jahr. Diese Beschleunigung hat sich fortgesetzt. Der Meeresspiegelanstieg war im August 2022 im Durchschnitt 3,4 (±0,4) mm/Jahr. Das entspricht einer globalen Erhöhung im Zeitraum 1993-2022 von103 mm (s. https://climate.copernicus.eu/ESOTC/2019/sea-level). Wenn die CO2-Emission nicht gebremst wird, ist ein noch schnellerer Anstieg nicht zu vermeiden.
» Mehr Details im Buch: Warnsignal Klima: Die Meere – Änderungen & Risiken. Kap. 2.7 (Köhl & Stammer) und Kap. 3.3 (Schröter). Hrsg: Lozán J.L. H. Grassl, L. Reise & L. Karbe (2011) und in Warnsignal Klima: Die Polarregionen. Kap. 4.11 (Lozan) Hrsg.: Lozán J.L. H. Grassl, et al. (2014).