Kapitel: 1.6 → Erdoberflächenprozesse im Hochgebirge – Der Einfluss des Klimawandels

Lothar Schrott & Jan Blöthe

Kurzfassung:

Der Einfluss des Klimawandels auf Erdoberflächenprozesse zeigt sich im Hochgebirge in vielfältiger Weise, ist jedoch hinsichtlich der kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen bislang nicht allumfassend untersucht. Neben den klimatischen Einflussfaktoren kommen auch die veränderte Landnutzung durch den Menschen oder systeminterne Faktoren (z.B. Klüfte im Fels) zum Tragen. Zählen besonders kleine Gletscher (< 4 km²) zu geeigneten Klimaindikatoren, weil sie auf klimatische Veränderungen schnell durch sichtbare Längenänderungen reagieren, sind Auswirkungen an Berghängen oder in Felswänden im Gebirgspermafrost oft erst nach Jahren oder mit aufwändiger und präziser Messtechnik nachzuweisen und können häufig nicht ausschließlich auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass viele Prozesse im Hochgebirge sowohl in der Häufigkeit des Auftretens als auch in ihrer Intensität zunehmen und somit zu tiefgreifenden Veränderungen und neuen Gefahren und Risiken führen werden. Der folgende Beitrag zeigt exemplarisch den Einfluss des Klimawandels auf die geomorphologische Wirkung von gravitativen Massenbewegungen, Schneelawinen, periglazialen, glazialen und fluvialen Prozessen im Hochgebirge

Earth surface processes in high mountain regions – the influence of climate change:

The impact of climate change on earth surface processes in mountain systems can be observed in many ways, however, our knowledge regarding short-, medium-, and long-term effects is still limited. In addition to climatic factors, changes in land use or internal factors (e.g. fissures in rock) need to be considered as well. While small glaciers (<4 km²) are very good indicators for climatic variations showing dramatic changes in lengths and volume, impacts on mountain slopes or on rock walls under permafrost conditions are much more difficult to identify, sometimes after years or only with sophisticated measurement techniques, and not always related to climate warming. Nevertheless, there is evidence that many processes in mountain areas do increase in frequency of occurrence and in magnitude which will cause profound changes with new hazards and risks. The following chapter exemplifies how climate changes affects various geomorphological processes, such as gravitational mass movements, avalanches, periglacial, glacial and fluvial processes in high mountains.