Aktuelles → El Niño kehrt zurück
El Niño ist wieder da und bleibt mit 90%-Wahrscheinlichkeit bis mindestens Ende 2023
von José L. Lozán
Was ist El-Niño? Und was ist La-Niña?
El Niño (auf spanisch das Kind) ist ein Phänomen, das in Abstand von 2-7 Jahren zur Veränderung der Meeresströmungen im tropischen pazifischen Ozean führt. Die treibende Kraft der dortigen Meeresströmungen sind die Winde. Das südostasiatische Tiefdruckgebiet und das südostpazifische Hochdruckgebiet bestimmen dort die Stärke der Passatwinde. Das Wechselspiel zwischen diesen Druckgebieten wird als Südliche Oszillation bezeichnet.
Durch eine Eigenschwingung des gekoppelten Systems Ozean-Atmosphäre können diese Hoch- und Tiefdruckgebiete ihre Positionen tauschen. Damit ändert sich auch die Stärke des Passatwindes. Aufgrund der engen Kopplung zwischen El-Niño und der südlichen Oszillation spricht man heute vom ENSO-Phänomen. In normalen Jahren entsteht vor der südamerikanischen Küste durch den Einfluss der Passatwinde und der Erdrotation ein großes Auftriebgebiet. Relativ kaltes Wasser wird an der Oberfläche transportiert.
Im Westpazifik hingegen ist die Meeresoberflächentemperatur mit bis zu 30°C relativ hoch. Wenn die Passatwinde sich schwächen, verkleinert sich das Auftriebsgebiet drastisch. Warmes Wasser wird zurück zur Westküste Amerikas, gedrückt. Dann erwärmt sich der Ostpazifik, wo die Temperatur an der Meeresoberfläche einige Grade steigen kann. Weltweit kann El-Niño daher zu sehr warmen Jahren führen.
La-Niña ist das Gegenstück und hat den gegenteiligen Effekt von El Niño. Während eines La-Niña-Ereignisses sind die Passatwinde noch stärker als sonst und treiben mehr warmes Wasser in Richtung Asien. Vor der Westküste Amerikas nehmen die Auftriebskräfte zu und bringen kaltes, nährstoffreiches Wasser an die Oberfläche. Dieses kalte Wasser im Pazifik drückt den Jetstream nach Norden. Dadurch wird das Klima überregional beeinflußt.
El Niño und La Niña sind extreme Phasen eines natürlich vorkommenden Klimazyklus; diese Phänomenen scheinen mit der Erderwärmung deutlich stärker zu werden. Die aktuellen Beobachtungen sprechen dafür, dass ein El-Niño-Ereignis bevorsteht.
Woher weiß man, dass ein El-Niño-Ereignis bevorsteht?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um zu sagen, ob wir uns in einem El Niño, La Niña oder keinem von beiden befinden. So basiert der Oceanic Niño Index (ONI) auf der Meeresoberflächentemperatur im östlichen und mittleren tropischen Pazifik.
- El Niño: gekennzeichnet durch einen positiven ONI > oder = +0,5ºC in der Region ElNiño 3.4.
- La Niña: gekennzeichnet durch einen negativen ONI < oder = -0,5 ºC in der Region ElNiño 3.4.
Um ein El-Niño- oder La-Niña-Ereignis als gesichert eingestuft zu werden, müssen diese Schwellenwerte über einen Zeitraum von mindestens 5 aufeinanderfolgenden, sich überschneidenden 3-monatigen Jahreszeiten.
Der älteste Indikator für den ENSO-Zustand ist der Southern Oscillation Index (SOI): die Differenz zwischen dem Luftdruck auf Meereshöhe in Tahiti und in Darwin (Australien).
Wie beim vorigen El-Niño-Ereignis 2014-2016, erwartet man für die Jahre 2023-2024 mit El-Niño Temperaturrekorde.
2022 betrug die mittlere globale Erderwärmung 1,15°C über dem Mittelwert 1850-1900 und damit nur noch 0,35 Grad unter der 1,5°C Schwelle des Pariser Klimaschutzabkommens, obwohl diese Zeit unter dem abkühlenden Einfluss des La-Niña war. Aus diesem Grund gibt es die Befurchtung, dass im Jahr 2024 erstmals die Pariser 1,5°C Grenze erreicht werden kann.
Das ENSO-Phänomen führt zu Dürren und Bränden in Südostasien, Teilen Australiens und Brasiliens. Es verursacht starke Niederschläge im westlichen Südamerika und ruft sogar signifikante Klimaanomalien über Nordamerika hervor. Doch aktuelle extreme Trockenheit in den USA kann sich noch mit El-Niño noch länger dauern. Besonders starke ENSO-Ereignisse sind sogar bis Europa zu spüren.