Kapitel: 2 → Vereisungen in der Erdgeschichte
2.4 → Klimaschwankungen während der letzten Eiszeit
Dierk Hebbeln (Universität Bremen)
Kurzfassung:
Angetrieben durch die Untersuchung langer Eisbohrkerne aus dem Grönländischen und dem Antarktischen Eisschild sind in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte im Verständnis des Klimasystems der Erde gemacht worden.
Das Eis in Grönland, das z.T. eine Jahresschichtung aufweist, belegt gerade für die letzte Eiszeit (110.000 bis 11.700 Jahre vor heute) eine Vielzahl von kurzen und sehr schnell ablaufenden Klimaänderungen.
Den häufigen Dansgaard-Oeschger Zyklen, die in einem engen Zusammenhang mit den selteneren Heinrich-Ereignissen auftreten, steht dabei die Jüngere Dryas als Einzelereignis gegenüber.
Gerade die wiederholt auftretenden Zyklen und Ereignisse, die einige Jahrhunderte bis zu 1.500 Jahre andauern, weisen auf ein enges Wechselspiel zwischen der Zirkulation in der Atmosphäre und dem Ozean hin, das über ein An- bzw. Abschalten der Umwälzzirkulation im Atlantik sehr wahrscheinlich den Wechsel zwischen Warm- und Kaltphasen kontrolliert.
Die Erkenntnis, dass drastische Klimaänderungen innerhalb weniger Jahrzehnte ablaufen können, wirft auch ein neues (beunruhigendes) Licht auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der Klimaänderungen in der Zukunft ablaufen könnten.
Climatic fluctuations during the last glacial:
Driven by the study of long ice cores extracted from the Greenland and the Antarctic ice sheets, great advances have been made in the understanding of Earth’s climate system over the last decades. The Greenland ice cores, which partly reveal an annual layering, provide evidence for numerous short and abrupt climate changes especially for the last ice age (110,000 to 11,700 years before present).
The frequent Dansgaard-Oeschger cycles, which occur in close connection to the less frequent Heinrich events, contrast with the Younger Dryas as a single event.
The more frequently occurring cycles and events, in particular, which last from a few centuries up to 1,500 years, point to a close linkage between the atmospheric and the oceanic circulation which very likely controls the turning-on and turning-off of the Atlantic Meridional Overturning Circulation and the change between warm and cold phases.
Recognizing that drastic climate changes can occur within just a few decades, casts a new (worrisome) light on the extent and rapidity which future climate changes might have.