Kapitel: 5 → Meereis

5.3 → Das aktuelle Abschmelzen des arktischen Meereises

Dirk Notz (Max Planck Institut für Meteorologie, Hamburg)

Kurzfassung:

Das Meereis in der Arktis ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Satellitenmessungen ergeben dabei, dass die Ausdehnung des sommerlichen Meereises in der Arktis seit 1979 um fast eine Mio. km2 pro Jahrzehnt abgenommen hat.

Simulationen der Meereisentwicklung und sporadische Messungen deuten darüber hinaus darauf hin, dass sich auch die mittlere Dicke des Eises im gleichen Zeitraum deutlich reduziert hat. Die Gesamtmenge des Eisverlusts ist allerdings aufgrund von Messungenauigkeiten nicht genau bekannt.

Weitestgehend sicher ist allerdings, dass der Gesamtrückgang des Eises  weder durch interne Schwankungen des Klimasystems noch durch Rückkopplungen erklärt werden kann, sodass nur externe Faktoren als Hauptantrieb des Rückgangs infrage kommen.

Die Sonneneinstrahlung in der Arktis hat dabei allerdings in den letzten Jahren eher abgenommen, was eine Zunahme des Eises zur Folge haben müsste. Da dies nicht beobachtet wurde, bleibt als wahrscheinlichste Hauptursache der beobachteten Veränderungen nur der menschengemachte Anstieg der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre.

The current melting of Arctic sea ice:

Arctic sea ice has been retreating rapidly in recent years. Satellite observations show since 1979 a loss of almost 1 million square kilometres per decade in summer sea-ice extent, while simulations of Arctic sea-ice and sparse observational data also suggest a very rapid loss of ice thickness.

However, the actual magnitude of the overall loss is still somewhat uncertain because of observational constraints. It is clear, however, that the observed retreat is too large to be explicable by internal variability.

In addition, feedbacks cannot explain the magnitude of the retreat either, which hence must be driven by changes in the external forcing. Solar radiation has decreased over recent years, which would imply an increase in sea-ice coverage, opposite to what has been observed.

The most likely driver of the observed changes is hence the increase in atmospheric greenhouse gas concentrations that is mainly caused by anthropogenic burning of fossil fuels.