Kapitel: 3 → Auswirkungen des Klimawandels auf die Meere

Physikalisch-Chemisch

3.10 → Die Barentssee: Ein Schelfmeer von globaler Bedeutung – Integrierte Verwaltung von marinen Ökosystemen, Fischerei und off-shore Ressourcen

Roland Kallenborn & Cecilie von Quillfeldt (Institut für Chemie, Biotechnologie und Ernährungswissenschaften, Norwegische Universität)

Zusammenfassung: Die Barentssee: ein Schelfmeer von globaler Bedeutung – Integrierte Verwaltung von marinen Ökosystemen, Fischerei und off-shore Ressourcen

Die Barentssee, in der Nord-Ost Arktis ist definiert als die Meeresregion zwischen 69°N und 81 °N Breite und 40 °E und 56 °E Länge. Dieses Arktische Randmeer ist heute bekannt für seine bedeutenden Fischbestände (unter anderem Kabeljau, Heilbutt und Schellfisch) die vor allem von Europäischen Fischereiflotten intensiv kommerziell genutzt wird.

Außerdem werden in den östlichen und zentralen Teilen der Barentssee große Petroleum- und Gasvorkommen in der Norwegischen und der Russischen Zone zur kommerziellen Nutzung industriell in offshore Anlagen gefördert.

Zusätzlich zu den bereits bekannten Petroleum- und Gasvorkommen wurden in der letzten Zeit immer wieder neue förderbare Reservoire durch umfassende geologische Untersuchungen entdeckt, deren Nutzung von den großen Petroleumproduzenten zur Zeit eingehend untersucht wird. Somit ist Barentssee inzwischen ins Zentrum des kommerziellen Interesses für die Petroleumindustrie und Hochseefischerei Europas gerückt.

Sowohl die kommerzielle Nutzung der Fischbestände als auch die Färderung der Petroleum und Gas-ressourcen der zentralen und östlichen Barentssee werden gemeinsam von Norwegischen und Russischen staatlichen Gremien verwaltet.

Eine gemeinsame Russisch-Norwegische Fischereikommission sowie eine Russisch-Norwegische Experten Kommission für Umweltressourcen in der Barentssee wurde bereits in den 1970er Jahren ins Leben gerufen und durch bilaterale Abkommen mit vielfachen offizielle Überwachungsfunktionen betraut.

Diese gemeinsame Verwaltungsstrategie hat ebenfalls zu bilateralen Norwegisch-Russischen Diskussionen um die verwaltungsspezifischen Anpassungen an den bereits deutlich sichtbaren Klimawandel in der zentralen Arktis (einschließlich der Barentssee) beigetragen. Bereits jetzt ist die Ausdehnung der Sommereisfläche in der Zentralen Arktis und der der Barentssee auf ein bisher nicht dagewesenes Minimum zurückgegangen.

Das komplette Abschmelzen des Sommereises und das verschwinden der zusammenhängenden Eiskanten (Marginalen Ice Zones =MIZ) in der Barentssee wird sogar innerhalb der kommenden 50 Jahre vorhergesagt.

Diese drastischen Veränderungen werden unweigerliche und dramatische Konsequenzen für das Arktische Ökosystem und die Zusammensetzung der spezialisierten Nahrungsnetze haben. Neue klimawandelbedingte Herausforderungen erwarten die Barentssee. So hat die Schifffahrt die bedeutenden Vorteile der Nord-Ost und Nord-West Passage für den Transport von Waren zwischen Europa/Amerika und den Asiatischen Märkte erkannt.

Die geringe Sommereisbedeckung in der Zentralen Arktis hat somit neue Schiffsrouten geöffnet, die inzwischen von den Anrainerstaaten und den global agierenden Reedereien aktiv genutzt werden um schneller und effektiver als bisher die regionalen Märkten bedienen zu können.

Somit ist eine nachhaltige, Umwelt angepasste multinationale Verwaltung der Barentssee ein unumgängliches Werkzeug um die ökonomischen Interessen vieler Akteure (Fischerei und Offshore) mit den Bedürfnissen einer nachhaltigen Ökosystemverwaltung zu verknüpfen und zu balancieren.

Die hier praktizieren Verwaltungsprinzipien haben das Potential als Beispiele für de Verwaltung von anderen Meeresgebieten auf unserer Erde herangezogen zu werden.

The Barents Sea – An Arctic shelf sea with global significance: The Barents Sea is a marine shelf region in the Northern Atlantic, south of the Central Arctic Ocean. 

The Barents Sea covers the region between 69 °N to 81 °N Latitude and 40 °E to 56 °E Longitude. Today the Barents Sea is well known for its abundance of commercially exploited fish stocks and the off-shore production of petroleum (oil and gas) resources in the Russian and Norwegian zones. Recent geological estimates reveal that new hitherto undetected oil and gas reserves may be found for future exploitation in the Northern Barents Sea.

Norwegian and Russian authorities administer the largest part of the Barents Sea region. A joint Russian and Norwegian Fishery Commission as well as a Norwegian-Russian Committee on Environmental and Resource issues have been established and contribute to the bi-national harmonized management of resources and ecosystems in the Barents Sea.

Recent estimates on global effects of climate change confirmed that the most dramatic changes are expected in the Arctic and in the Barents Sea. When the ice coverage of the central Arctic as well as the Marginal Ice Zones (MIZ) of the Eastern Barents Sea will diminish as expected by the models, considerable changes in ecosystem interactions, biodiversity and foodweb structures will be inevitable.

In addition, hitherto inaccessible resources will be available in the Arctic and the Barents Sea. Thus a balanced and co-ordinated management of resources and life stocks in the Barents Sea is an important tool to cope with the demanding future challenges. Therefore, the adjustments and priorities developed in the bi-national management plan of the Barents Sea have the potential for an important sentinel, also for the multi-national administration of other ocean regions of our globe.