Kapitel: 3 → Auswirkungen des Klimawandels auf die Meere

Biologisch

3.23 → Klimatisch bedingte Veränderung der Verbreitung von Fischbeständen. Beispiel: Sardelle und Sardine

Jürgen Alheit (Institut für Ostseeforschung Warnemünde, IOW)

Zusammenfassung: Klimatisch bedingte Veränderungen in der Verbreitung von Fischbeständen. Beispiel: Sardelle und Sardine

Die europäischen Sardellen (Engraulis encrasicolus) und Sardinen (Sardina pilchardus) sind südliche (lusitanische) Arten, die wärmere Temperaturen benötigen als boreale Arten. Nachdem beide Arten für fast 40 Jahre aus der Nord- und Ostsee fast völlig verschwunden waren, werden sie seit einigen Jahren klimabedingt mit zunehmender Häufigkeit wieder angetroffen.

Sardinen sind seit ca. 1990 wieder in die Nordsee eingewandert, vermutlich auf Grund höherer Wassertemperaturen in Verbindung mit der starken Intensität der Nordatlantischen Oszillation (NAO) in den späten 1980ern. Überraschenderweise wurden jedoch zunehmende Abundanzen von Eiern, Larven, Juvenilen und Adulten der Sardelle erst seit Mitte der 1990er Jahre beobachtet.

Offensichtlich reichte der durch die NAO insbesondere in den Wintermonaten erfolgte Temperaturanstieg nicht aus, um Einwanderung und Reproduktion in nördlicheren Gewässern zu induzieren. Stattdessen waren vermutlich Änderungen im Nordatlantischen Strömungssystem und den Sommertemperaturen in Verbindung mit der Kontraktion des Subpolaren Wirbels ursächlich für das Vordringen der Sardelle in die Nordsee.

Wir diskutieren, welche atmosphärischen (z. B. AMO, NAO) und ozeanografischen (z. B. Kontraktion des Subpolaren Wirbels) Prozesse für das erneute Vorkommen von Sardellen und Sardinen in der Nordsee und für andere bei Fischpopulationen in den letzten Jahren beobachtete Veränderungen ursächlich sein könnten.

Climatically induced changes in distribution of fish populationens. Example: anchovies and sardines:

 European anchovy (Engraulis encrasicolus) and sardine (Sardina pilchardus) are southern Lusitanian species needing warmer temperatures than boreal ones. After about 40 years of absence, they were observed again in increasing quantities in the North and Baltic Sea, apparently driven by climate variability.

Sardines re-invaded the North Sea around 1990, probably as a response to warmer temperatures associated with the strengthening of the North Atlantic Oscillation (NAO) in the late 1980s.

However, surprisingly, increasing numbers of anchovy eggs, larvae, juveniles and adults were recorded only since the mid-1990s, indicating that the temperature rise in the winter months due to the NAO was not sufficient for triggering the re-appearance and spawning of this species in more northern waters.

Presumably, changes in current structures and in summer temperatures since the mid-1990s, in association with the contraction of the subpolar gyre, were responsible for the expansion of the anchovy distributional range into the North Sea.

We discuss, which atmospheric (e.g., AMO, NAO) and oceanographic (e.g. contraction of subpolar gyre) drivers might be responsible for the occurrence of anchovies and sardines in North and Baltic Seas and other changes observed in fish populations at the same time.