Kapitel: 5 → Was tun?

5.10 → Völkerrechtliche Instrumente für den Umgang mit Klimaflüchtlingen

Alexander Proelß (Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Trier)

Zusammenfassung: Völkerrechtliche Instrumente für den Umgang mit Klimaflüchtlingen:

Das Verhältnis von Klimawandel und Menschenrechten rückt zunehmend in den Vordergrund des völkerrechtlichen Interesses. Zahlreiche Menschenrechtsgewährleistungen, insbesondere das Recht auf Leben, sind von den Folgen der Erderwärmung betroffen.

Die Effektivität des Menschenrechtsschutzes leidet aber darunter, dass es in der Regel schwierig ist, klimawandelbedingte Beeinträchtigungen der Menschenrechte einem oder mehreren konkreten Staat(en) zuzurechnen. Darüber hinaus setzt auch die seit jeher umstrittene Möglichkeit der extraterritorialen Durchsetzung der Menschenrechte einer an individuellen subjektiven Rechten festmachenden Herangehensweise an das Problem des Klimawandels Grenzen.

Ein Menschenrecht auf saubere und lebenswerte Umwelt ist ausschließlich im Kontext der Afrikanischen Menschenrechtecharta anerkannt; auch das internationale Flüchtlingsrecht ist bislang nicht auf sog. Klima- und Umweltflüchtlinge anwendbar.

Die Defizite und Fragmentierungen des geltenden Rechts sprechen dafür, künftig einen multidimensionalen Ansatz zu verfolgen, der jüngere Entwicklungen im Bereich der Rechtsstellung des Individuums hinsichtlich von Umweltkatastrophen mit Vorschlägen einer vorsichtigen menschenrechtlichen Anpassung des allgemeinen Umweltvölkerrechts verbinden sollte.

Instruments of international law to deal with climate refugees:

The relationship between climate change and human rights is subject to ongoing debate. While no doubt exists that global warming will affect a large variety of human rights such as, e.g. the right to life, problems concerning the attribution of environmental impacts to a single State or group of States as well as the questionable extraterritorial enforceability of the human rights concerned set boundaries to the introduction of a rights-based approach to climate change.

A human right to a general satisfactory or healthy environment is accepted only in the regional context of the African Charter on Human and Peoplesʼ Rights. Additionally, international refugee law is presently not applicable vis-à-vis individuals leaving their homes due to global warming or other adverse environmental conditions.

The shortcomings and fragmentation of the existing regime militate in favour of working towards a multi-sectoral approach, which would combine first results achieved in the context of the prevention of displacement due to natural disasters with endeavors to further develop and individualize international environmental law relevant to climate change.