Kapitel: 3 → Flora, Fauna und Ökosysteme
3.8 → Robben und Robbenschlag in der Antarktis
Joachim Plötz, Horst Bornemann & Lars Kindermann
Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
Zusammenfassung: Robben und Robbenschlag in der Antarktis:
Kommerzieller Robbenschlag wurde in den Jahren des 18. und 19. Jahrhunderts in den nördlichen Regionen des Südozeans in erheblichem Maße betrieben. Pelzrobben und Seeelefanten wurden an vielen ihrer Paarungsplätze erheblich dezimiert, an einigen sogar ausgerottet. In den letzten Jahrzehnten hat der Bestand der Antarktischen Pelzrobbe in allen Koloniegebieten beträchtlich zugenommen und dürfte die 5 Millionengrenze längst überschritten haben.
Die Seeelefantenbestände befinden sich nach dem Ende des kommerziellen Robbenschlags noch immer in der Erholungsphase. Einige Kolonien haben sich in den letzten drei Jahrzehnten stabilisiert, andere verzeichnen Abnahmen aus bislang nicht vollständig geklärten Gründen. Krabbenfresser, Rossrobben, Seeleoparden und Weddellrobben, die typischer Weise in den hochantarktischen Meereisgebieten angetroffen werden, wurden selten von den Robbenfängern gejagt.
Abschätzungen des Gesamtbestandes an Krabbenfressern variierten zwischen 11 und 30 Millionen Tieren. Obgleich potentielle statistische Einflussgrößen und die damit einhergehenden erheblichen Unsicherheiten früherer Bestandsabschätzungen mittlerweile erkannt wurden, dürften auch den jüngsten Erhebungen nicht frei davon sein.
Eine 1983 durchgeführte zirkumpolare Bestandserhebung ergab im Vergleich zu Zählungen aus den 1960er und 1970er Jahren unerwartet niedrige Vorkommensdichten für den Krabbenfresser. Es ist unklar, ob diese Beobachtungen einen tatsächlichen Bestandsrückgang dieser Art widerspiegeln.
Von dem 2000 abgeschlossenen internationalen »Antarctic Pack Ice Seals« Programm, dass das Robbenvorkommen auf dem Packeis antarktisweit erfasste, erwartete man belastbarere Abschätzungen der artbezogenen Bestandsvorkommen und regionaler Populationsdichten. Zwar ist dies auf regionaler Ebene gelungen, eine Gesamtbestandsabschätzung bleibt aber weiterhin unsicher.
Seals and sealing in the Antarctic:
Commercial sealing in the 1800s and 1900s was extensive on the islands in the northern regions of the Southern Ocean. Fur seals and elephant seals were reduced to low numbers at many breeding sites and exterminated at some. In the past few decades, the abundance of the Antarctic fur seal increased substantially in almost all its colonies and nowadays may exceed 5 million.
The elephant seals are still recovering from the commercial harvest. Several colonies have remained stable over the last three decades while others began to decline for as yet unexplained causes. Crabeater, Ross, leopard and Weddell seals, typically found in the high-Antarctic sea ice zone, have seldom been hunted by sealers. Estimates of crabeater seal abundance vary widely between 11 and 30 million.
Although potential biases and considerable uncertainties underlying the earlier estimates have been adequately identified meanwhile, some are still likely to be inherent even in the most recent surveys. During a circumpolar census, conducted in 1983, markedly lower densities of crabeater seals were observed than levels seen previously in the 1960s and 1970s.
It is unknown whether these observations reflect a real decline in the population size of this species. The international »Antarctic Pack Ice Seals« Program (completed in 2000) that surveyed seals on the pack ice around Antarctica was supposed to provide firmer estimates of the species’ abundances and geographical population densities. Although this was successful on a regional scale, a total estimate still remains uncertain.