Kapitel: 4 → Weltklima und Polarregionen
4.12 → Anmerkungen über Veränderungen in den Eisströmen der Eisschilde
Torsten Albrecht (Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK))
José L. Lozán (Universität Hamburg)
Zusammenfasung: Anmerkungen über die Veränderungen in den Eisströmen der Eisschilde
Eisströme sind dynamisch komplexe Regionen an den Rändern der Eisschilde. In der Antarktis befinden sich besonders viele Eisströme, die als Schelfeis aufschwimmen. Beide Regionen werden durch die Aufsetzlinie unterteilt. In letzter Zeit konnte vermehrt beobachtet werden, dass sich viele dieser Eisströme auf Grund der veränderten klimatischen Randbedingungen erheblich beschleunigten und ausdünnten.
Dies verstärkte die Ausbildung von Eisbergen und schmälerte die stabilisierende Wirkung auf das Eisschildinnere. Da in weiten Teilen des Antarktis das Eis auf Meeresboden aufliegt, welcher landeinwärts geneigt ist, befindet sich das System in einem potentiell instabilen Zustand.
Das bedeutet, dass die Aufsetzlinie selbstverstärkt zurückweichen kann, und damit mehr Eis aus dem Eisschildinnern abfließt und aufschwimmt, was bis zu 3 m Meeresspiegelbeitrag zur Folge haben könnte. Um die Bedingungen eines solchen Ereignisse besser einschätzen zu können, bedarf es eines umfassenderen Verständnisses der interagierenden Mechanismen.
Summary: Remarks on changes in ice stream of the ice sheets:
Ice streams form a regime of complex dynamics towards the margins of ice sheets. In particular in the Antarctic, the majority of the ice streams drain into floating ice shelves, separated by the so-called grounding line. Forced by the warming climate (ocean and atmosphere), ice-stream flow has been recently observed to accelerate and to thin the icestreams dramatically in many cases, causing enhanced calving of icebergs.
These processes reduce the stabilizing buttressing effect onto the ice sheets. Since in large parts of the Antarctic Ice Sheet the sub-sea floor, on which the ice sheet rests, is sloping downward further inland, grounding line migration is potentially subjected to a run-away feedback mechanism that could contribute about 3 m of sea-level rise within comparably short time-scales.
To more reliably assess the likelihood of such event a more comprehensive understanding of the involved mechanisms and interactions is crucial.