Kapitel: 5 → Forschung, Gefährdungen und Schutz

5.9 → Meeresschutzgebiete in der Antarktis: Lassen sich Schutz- und Fischerei-Interessen verbinden?

Stefan Hain, Alfred Wegener (Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven)

Zusammenfassung: Schutzgebiete in der Antarktis aus Sicht der Wissenschaft 

Große Schutzgebiete im Südpolarmeer tragen zum Erreichen des internationalen Ziels bei, ein Netzwerk von repräsentativen marinen Schutzgebieten zu errichten, welches mindestens 10% der Weltmeere abdeckt. Sie würden den Schutz der einmaligen marinen Ökosysteme in der Antarktis verbessern und gleichzeitig den globalen Prozentsatz von geschützten marinen Gebieten erheblich steigern, der derzeit noch bei weniger als 2% liegt.

Nach einem anfänglichen Erfolg in der Ausweisung eines marinen Schutzgebiets südlich der Süd-Shetland Inseln in 2009 sind die Verhandlungen unter der internationalen Kommission zum Schutz lebender Ressourcen in der Antarktis (CCAMLR) über große Schutzgebiete im Ross Meer und einem Netzwerk von Schutzgebieten in der Ostantarktis jedoch aufgrund der unterschiedlichen Interessen der Mitgliedstaaten ins Stocken geraten.

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen können hier entscheidend zum Erfolg weiterer Gespräche beitragen. Es muss allerdings sichergestellt werden, dass unabhängige Forschung auch nach Einrichtung von marinen Schutzgebieten durchgeführt werden kann, um z.B. die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schutzgebiete zu überwachen und deren Schutzziele entsprechend anpassen zu können.

Protection areas in the Southern Ocean from a Scientific Point of Views

The protection of large areas in the Southern Ocean will contribute to achieving the international goal of establishing a representative network of marine protected areas (MPAs), which covers at least 10% of the world’s oceans. Such MPAs would increase the protection of the unique marine ecosystems in Antarctica and, at the same time, boost the global percentage of marine protected areas, which currently is still below 2%.

Following an initial success in establishing an MPA south of the South Shetland Islands in 2009, the negotiations of large MPAs in the Ross Sea and a network of MPAs in East Antarctica under the Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources (CCAMLR) have stalled because of different interests by member states. The results of scientific research can make essential contributions to the success of further talks.

However, it has to be ensured that independent scientific research can be carried out in MPAs after their adoption, e.g. to investigate the effects of climate change on the protected areas and to adapt the conservation objectives accordingly.