Kapitel: 2 → Auswirkungen des Klimawandels auf aquatische und terrestrische Ökosysteme

2.3 → Wärmeliebende Fischarten auf dem Weg nach Norden

José L. Lozán, Dietrich Schnack, Michael Vobach, Hein v. Westernhagen, Heino O. Fock, Matthias F. Kloppmann & Christopher Zimmermann

Zusammenfassung: Wärmeliebende Fische auf dem Weg nach Norden 

In den vergangenen 20 Jahren haben sich das Vorkommen und die Verbreitung von Meeresfischen dramatisch verändert. Sowohl kommerziell befischte als auch nicht befischte Bestände zeigen gegenüber der angestiegenen Meerestemperatur deutliche Reaktionen.

In den meisten Fällen konnte eine Verschiebung ihres Verbreitungsgebietes nach Norden oder eine Veränderung ihres Tiefenvorkommens beobachtet werden. Zeitgleich wurden vermehrt Einwanderungswellen von südlich/mediterranen Arten wie Meeräsche, Sardelle und Sardine in den nordöstlichen Atlantik, und in Nord- und Ostsee registriert.

Zunehmend werden darüber hinaus große Mengen von Jungfischen (5-10 cm) (Meeräschen, Sardellen) im Wattenmeer gefangen. Aus diesen Beobachtungen kann man schließen, dass einige der so genannten ‚südlichen Arten’ dabei sind, in der Nordsee heimisch zu werden.

Klimamodelle sagen voraus, dass die Oberflächentemperaturen der Nordsee bis 2050 um 1.0-2.5 °C und um 1.5-4.0 °C bis 2080 ansteigen werden. Die gegenwärtig beobachtete Veränderung in der Artenzusammensetzung der Nordsee Fischfauna wird weiter anhalten – in Abhängigkeit von geeignetem Habitat, Räuber-Beute-Beziehungen und der Fischereiintensität.

Eine vergleichbare Entwicklung in der Ostsee wird eher von der Entwicklung der Niederschläge abhängen. Ein erhöhter Süßwassereintrag in die Ostsee und eine damit einhergehende Verringerung des Salzgehaltes könnte aber auch zu erwartende positive Effekte für die Clupeidenbestände die durch den Temperaturanstieg zu erwarten sind konterkarieren.

Ganz allgemein kann man davon ausgehen, dass sich die Lebensbedingungen für Süßwasserfische zu Lasten derer von Meeresfischen wie z. B. Kabeljau (Dorsch), deutlich verbessern werden. Der Fischereidruck wird aber nach wie vor für alle Bestände und ihre Entwicklung der maßgebliche Parameter sein.

Summary: Warm water fish species are shifting northwards

The abundance and distribution of marine fish are changing rapidly since the last two decades. Exploited and not-exploited North Sea fish species show a marked response to the increase in sea temperature. Most of them show a northward shift or a shift in depth distribution.

Simultaneously waves of immigration by exotic southern species like red mullet, anchovy and pilchard have been observed in the north-eastern Atlantic, the North Sea and the Baltic Sea. A high number of small-sized (5–10 cm) grey mullet, red mullet and anchovy were caught in the German Wadden Sea.

The observations indicate that some of these southern species may soon become established there. Mean surface temperatures in the North Sea are predicted to increase by 1.0–2.5 °C by 2050 and 1.5–4.0 °C by 2080. The change in the composition of the fish fauna will continue, depending on the availability of suitable habitat for immigrating species as well as on the development of prey-predator-relationships and on fishing.

For the Baltic Sea area a predicted increase in precipitation will become important, as it will lead to more freshwater input and a further decline in salinity. This will counterbalance to some extent temperature related positive effects for the clupeid populations.

The conditions are expected to deteriorate for marine species, especially for cod, and to improve for freshwater-fish; but stock developments will largely depend on fishing pressure as well.