Kapitel: 3 → Aktuelle und potenzielle Gefahren für die Gesundheit

3.2 Indirekt durch Krankheitsüberträger (VEKTOREN)

3.2.3 → Bedeutung der Klimafaktoren für die Ausbreitung und Übertragung von Arbovirus-Infektionen

Gerhard Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München
Martin Pfeffer, Institut für Tierhygiene & Öffentliches Veterinärwesen, Universität Leipzig

Zusammenfassung: Bedeutung von Klimafaktoren für die Ausbreitung und Übertragung von Arbovirus-Infektionen 

Der Begriff „Arbovirus“ ist ein ökologisch definierter Begriff. Darunter werden Viren verstanden, die durch Arthropoden auf Wirbeltiere übertragen werden und sich sowohl in Arthropoden als auch in Wirbeltieren vermehren. Aktuell gibt es mehr als 500 verschiedene Arboviren. Darunter finden sich mehr als 150 Viren mit medizinischer oder veterinärmedizinischer Bedeutung.

Dazu zählen u.a. das Gelbfieber- das Zeckenenzephalitis-, das West Nil-, das Japan-Enzephalitis- und das Rift Valley Fieber-Virus. Arboviren weisen sehr komplexe Übertragungszyklen in der Natur auf. Arthropoden sind poikilotherm und damit sind viele physiologische Vorgänge von der Temperatur und anderen Wetterbedingungen abhängig.

Damit beeinflussen klimatische Veränderungen insbesondere auf längere Sicht gesehen die geographische Verbreitung von Arthropoden und damit auch die der von ihnen übertragenen Pathogene und das Auftreten menschlicher und tierischer Erkrankungen.

In den letzten Jahren und Jahrzehnten trat eine Reihe von Infektionskrankheiten erstmals oder nach langer Zeit der Ruhe erstmals wieder auf, darunter eine Reihe von Arbovirus-Infektionen.

Als Ursache für dieses erstmalige Auftreten oder Wieder-Auftreten von Infektionskrankheiten werden u.a. auch direkte oder indirekte Auswirkungen durch Änderungen im Klima genannt.

In der Tat stellt das Auftreten von Arbovirus-Infektionen beim Menschen häufig Hinweise für gestörte ökologische Übertragungszyklen dar, die durch Veränderungen des Wetters oder des Klimas bedingt sein können.

Das tiefere Verständnis für die Auswirkung solcher klimatischer Veränderungen auf das Auftreten von Arbovirus-Infektionen kann helfen solche Ausbrüche vorherzusagen und damit schon im Vorfeld zu verhindern oder abzumildern.

Summary: Arbovirus infections and the role of climatic factors on their transmission and occurrence 

Arboviruses are viruses transmitted by arthropods to vertebrates. Actually, there are more than 500 registered arboviruses. More than 150 different arbovirues are known to cause human and/or animal diseases. Among human arbovirus diseases are yellow fever, tick-borne encephalitis, dengue fever, Japanese encephalitis, West Nile fever and Rift Valley fever. Arboviruses exhibit complex transmission cycles in nature.

Arthropods are poikilothermic organisms and therefore are dependent on temperature and other meteorological factors. Therefore climatic changes on the long term may influence the geographical occurrence and spread of arthropod vectors and therefore the occurrence and incidence of human diseases.

During the last years and decades a number of vector-borne infectious diseases newly emerged or re-emerged, among them many arbovirus diseases. This emerging and re-emerging events may be due to direct or indirect climatic changes. The occurrence of new or unusual arbovirus infections in a region therefore is often a sensitive indicator for changes of the epidemiology of arbovirus infections due to meteorological or climatic conditions.

The understanding of these meteorological and climatic factors which influence the occurrence of arboviruses and arbovirus infections may help to forecast the spread of emerging infections and finally to control the transmission and occurrence of these infections.