Kapitel: 3 → Aktuelle und potenzielle Gefahren für die Gesundheit

3.2 Indirekt durch Krankheitsüberträger (VEKTOREN)

3.2.6 → Biologie, Ökologie und medizinische Bedeutung von Stechmücken in Deutschland

Martin Pfeffer, Institut für Tierhygiene & Öffentliches Veterinärwesen, Universität Leipzig
Gerhard Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München

Zusammenfassung – Biologie, Ökologie und medizinische Bedeutung von Stechmücken in Deutschland: 

Die Biologie und Ökologie der etwa 45 Stechmückenarten, die in Deutschland vorkommen, unterscheidet sich in Abhängigkeit von passenden Bruthabitaten und Nahrungsquellen erheblich.

Wir zeigen hier eine vereinfachte Gruppierung der vorkommenden Arten, die basierend auf der Art ihrer Eiablage, ihrer Überwinterung, der bevorzugten Wirte für eine Blutmahlzeit sowie der Anzahl an Generationen pro Jahr, das Potential der jeweiligen Art darstellt Arboviren zu übertragen.

Die Etablierung eines autochtonen Übertragungszyklus von Arboviren ist von vielen, teilweise noch nicht bekannten Faktoren abhängig. In Deutschland werden seit wenigen Jahren vermehrt Stechmücken-übertragene Viren nachgewiesen, von denen sich zumindest das Usutu-Virus erfolgreich etabliert hat und nun das dritte Jahr in Folge endemisch vorkommt.

Untersuchungen aus Österreich deuten daraufhin, dass dies direkt mit der stetigen Erwärmung in Europa korreliert. Dieses Kapitel soll den möglichen Einfluss des prognostizierten Klimawandels auf die Fähigkeit einheimischer Stechmückenarten beleuchten Viren zu übertragen, speziell im Hinblick auf erhöhte Temperaturen und veränderte Niederschlagsmengen.

Interdisziplinäre Forschung ist dringend notwendig, um die komplexen Zusammenhänge zwischen Stechmücken, Viren und Umwelteinflüssen besser zu verstehen und damit auch einen besseren Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Das neue Vorkommen von gleich drei Arboviren (Usutu-, Batai- und Sindbis-Virus) in Deutschland bietet hierzu beste Möglichkeiten.

Summary – Biology, Ecology and Medical Significance of Mosquitoes in Germany:

The biology and ecology among the ca. 45 mosquito species known to occure in Germany differ very much depending on the availability of suitable breeding and feeding grounds. A simplified grouping of the mosquito species based on oviposition, overwintering stage, preferred host for blood meals, and number of generations per year is provided in order to get an overview on their putative potential to transmit arboviruses.

Likewise, the mechanisms leading to the successfull establishment of an autochtone transmission cycle in Germany are rather complex and we are lacking most of the facts required to understand or predict such a scenario.

This chapter emphasizes the possible influence of climate change, in particular rise in temperature and changing patterns in precipitation, on the ability of mosquito species to transmit arboviruses to animals and man. Interdisciplinary research concepts are urgently needed to fill the gaps in our understanding of the interactions of environment, vectors and viruses in Germany and Europe.