Kapitel: 4 → Sozio-ökonomische Aspekte: Gewinner und Verlierer

4.7 → Temperaturen und Niederschläge verändern sich: Wie wirkt dies auf die Landwirtschaft und welche Anpassungsmöglichkeiten bestehen?

Hans-Joachim Weigel & Remy Manderscheid, Institut für Biodiversität, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Braunschweig

Zusammenfassung: Temperaturen und Niederschläge verändern sich: Wie wirkt dies auf die Landwirtschaft und welche Anpassungsmöglichkeiten bestehen? 

Veränderungen mittlerer Klimawerte (höhere Temperaturen, jahreszeitliche Verschiebungen von Niederschlagsverhältnissen), eine grundsätzlich zunehmende Klimavariabilität sowie Änderungen in Häufigkeit, Dauer und Stärke von Klimaextremen (Hitze- und Trockenperioden, Starkniederschläge, Hagel, Hochwasser, Sturmfluten) stellen Risiken und Chancen für die Landwirtschaft der Zukunft dar, wobei diese regional und lokal verschieden ausfallen werden.

Während moderate durchschnittliche Temperaturerhöhungen verbunden mit längeren Vegetationsperioden (und dem CO2-Düngeeffekt) in kühl-gemäßigten Regionen positive Effekte auf Produktionsleistung vieler Arten haben können, beschleunigen diese Temperaturveränderungen z.B. die Entwicklung bei Getreide und führen zu sinkenden Erträgen.

Getreidearten sind darüber hinaus speziell gegenüber – auch kurzfristig auftretenden – Hitzeperioden empfindlich. Zunehmender Wassermangel bzw. Trockenheitsprobleme in der Hauptvegetationszeit werden die am stärksten wachstumshemmende Folge des Klimawandels darstellen.

Weiter zunehmende Temperaturen und Wassermangel werden insbesondere in trocken-heißen Regionen der Erde, wo beide Klimafaktoren bereits heute wachstumslimitierend sind, die landwirtschaftliche Produktion gefährden. Starkniederschlags- und Hochwasserereignisse treten eher lokal auf, ihre Auswirkungen sind jedoch gravierend.

Die Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaft sind vielfältig und können den Nutzen aus dem Klimawandel fördern sowie negative Folgen abmildern bzw. vermeiden. Anpassungsmaßnahmen hängen jedoch stark von der Verfügbarkeit entsprechender Ressourcen und damit von den Rahmenbedingungen in den betroffenen Regionen bzw. Ländern ab.

Anpassungsmaßnahmen umfassen autonome Managementmaßnahmen auf der Betriebsebene wie Bodenbearbeitung, Düngung, Fruchtfolgegestaltung, Pflanzenschutz und Sortenwahl. Zu den geplanten Anpassungsmaßnahmen zählen insbesondere eine entsprechend ausgerichtete Pflanzenzüchtung in Forschung und Praxis, Infrastrukturmaßnahmen (Deiche, Wasserreservoire), neue Versicherungsformen und gezielte landwirtschaftliche Beratung.

Effects of climatic warming and change in precipitation patterns on agriculture:

Climate change and especially increasing climate variability will affect agricultural production worldwide. While moderate global warming will improve production conditions in temperate and cold regions by lengthening the growing season provided water resources are not limiting.

The low latitudes are especially vulnerable to further warming. Here increasing water shortage and water stress, respectively, will be the most critical growth limiting factors in the future. Generally, increasing climate variability, especially more and longer lasting heat waves but also flooding etc. will challenge agricultural systems worldwide and might turn production in most affected areas untenable.

Adaptation measures will have to be implemented in order to reduce negative and capitalise on positive effects of climate change. Adaptation includes autonomous measures at the farm level, e.g. soil management, crop fertilization, crop rotation, phytosanitary measures, cultivar selection.

Planned adaptation comprises e.g. improved and targeted plant breeding and infrastructural measures (e.g. water reservoirs, dams). While much knowledge is already available, cost-benefit analyses are required for potential adaptation strategies.