Kapitel: 3 → Aktuelle und potenzielle Gefahren für die Gesundheit

3.1 Direkt durch das geänderte Klima

3.1.6 → Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie in Deutschland – zunehmende Gefahr für die Gesundheit ?

Beate Alberternst & Stefan Nawrath

Zusammenfassung: Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie in Deutschland – zunehmende Gefahr für die Gesundheit?

Die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia L. 1753) ist eine einjährige Pflanzenart aus der Pflanzenfamilie der Korbblütler, die in Nordamerika beheimatet ist und von dort zumeist unbeabsichtigt in verschiedene europäische Länder gebracht wurde.

Die Art besitzt allergen wirkende Pollen, die schwerwiegende Atemwegsallergien im Spätsommer auslösen können. Ambrosia-Pollenallergene sind eine wichtige Ursache für Heuschnupfen sowohl in Teilen ihres Heimat- als auch ihres neuen Wuchsareals (z.B. in Ungarn). Die Beifuß-Ambrosie gelangte auch nach Deutschland, wo sie auf Ackerflächen, an Ruderalstellen, in Baugebieten oder an Straßen- und Wegrändern anzutreffen ist.

Häufig kommt die Art in privaten Gärten vor, wohin sie meist mit Vogelfutter, das aus Ländern mit großen Ambrosia-Vorkommen importiert wurde, gelangt ist. Seit Beginn der 2000er Jahre nehmen die Ambrosia-Bestände in Deutschland zu. In den letzten Jahren wurden auch vermehrt Bestände an Straßenrändern, die der Art oftmals gute Wuchsbedingungen bieten, gefunden.

Häufig kann sich die Beifuß-Ambrosie hier schnell ausbreiten, große, ausgedehnte Populationen aufbauen und von den Straßenrändern aus in neue Wuchsgebiete gelangen. Straßenränder haben daher eine große Bedeutung für den weiteren Ausbreitungsprozess der Art.

Die Beifuß-Ambrosie selbst hat eine relativ geringe Ausbreitungskapazität. Ihre Ausbreitung wird insbesondere durch menschliche Aktivitäten gefördert. So können Ambrosia-Samen unbeabsichtigt mit samenbelastetem Erdreich im Rahmen von Baumaßnahmen, aber auch mit Mähmaschinen an Straßenrändern oder bei der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung ausgebreitet werden.

Die meisten Ambrosia-Bestände sind in Deutschland derzeit aus den südlichen und östlichen Landesteilen bekannt, doch sind wildwachsende, große Bestände mit über 100 Pflanzen in den meisten Gebieten Deutschlands noch relativ selten.

Die Globalisierung fördert derzeit die Einführung und die Ausbreitung der Art in Deutschland, und durch den Klimawandel werden sich die Wuchsbedingungen für die Beifuß-Ambrosie in vielen Landesteilen vermutlich verbessern. In einigen Bundesländern wie z.B. in Bayern und Baden-Württemberg wurden Ambrosia-Bestände bereits erfolgreich bekämpft.

Häufig sind die derzeitigen Maßnahmen in Deutschland aber noch nicht ausreichend und sollten, insbesondere an Straßenrändern, intensiviert werden, um vorhandene Bestände zu reduzieren und einer weiteren Ausbreitung der Art entgegen zu wirken.

Deutschlandweit sind nach allergologischen Studien bereits etwa 14 % der Allergiepatienten gegen Ambrosia-Allergene sensibilisiert. Aufgrund der Erfahrungen in anderen Ländern ist vor dem beschriebenen Hintergrund auch in Deutschland von einer ernst zu nehmenden Gefahr für die Gesundheit auszugehen, sollte sich die Beifuß-Ambrosie vermehrt ausbreiten.

Summary: Spread of Ambrosia artemisiifolia in Germany– a risk for public health?

 Common ragweed (Ambrosia artemisiifolia L. 1753) is an annual plant species in the daisy plant family (Asteraceae) which is native to North-America. From there it was spread to different European countries. Common ragweed has highly allergic pollen that can cause severe respiratory allergies in late summer.

Its pollen allergens are a main reason for hayfever in parts of its native and also its introduced range (e.g. in Hungary). Common ragweed was also introduced to Germany and occurs here in agricultural and ruderal areas, at construction sites or at edges of roads and pathways. Often it is present in private gardens, where it was frequently introduced with bird seeds, imported from countries with high ragweed infestations.

The number of ragweed occurrences in Germany increases since the beginning of the 2000s. During the last years ragweed stands were found more often at road margins, which provide suitable growing conditions for the species and which are important for the further spreading process.

In these habitats common ragweed is able to spread quickly, to build up extensive populations, and from here it can reach new regions and habitats. Ragweed itself has a relatively small spreading capacity, but its spread is mainly forced by human activities.

Seeds of the plant are spread unintentionally, for example with contaminated soil during construction work, with mowing machines at road margins or with agricultural machines during cultivation of agricultural fields. Most ragweed stands are currently known from East- und South-Germany, whereas wild growing big populations with more than 100 individuals are rare in most regions so far.

Globalisation promotes introduction and spread of common ragweed in Germany, and in addition climate change will probably improve growing conditions in many parts of the country. By now some ragweed occurrences were combated successfully in some federal states, e.g. in Bavaria or in Baden-Württemberg.

However, in many cases control measures are not sufficient in Germany. Especially at road margins measures should be intensified in order to reduce ragweed populations and prevent further spread.

Allergological studies demonstrate that about 14% of patients are already sensitive to ambrosia pollen allergens in Germany. In case of increased spread of common ragweed the species is also in Germany a serious thread for human health.