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September 2024: Weder El-Niño noch La-Niña
La Niña aber in Aussicht
von José L. Lozán
Seit etwa April 2024 liegen die ONI-Werte in der Region ElNiño 3.4 zwischen +0,4 und +0,1; d.h. die aktuellen Bedingungen im tropischen äquatorialen Pazifik sprechen von einer normalen Wetterlage.
Es gibt aber Anzeichen, dass La Niña ab Oktober 2024 langsam wieder auftreten kann und bis März 2025 stärker wird, da die Wassertemperatur in den betroffenen Regionen tendentiell abnimmt. Zurzeit wird eine deutliche Abkühlung im tropischen äquatorialen Ostpazifik beobachtet (siehe die untere Abb. 2d).
Was ist El-Niño? Und was ist La-Niña?
El Niño (auf spanisch das Kind) ist ein Phänomen, das in Abstand von 2-7 Jahren zur Veränderung der Meeresströmungen und Luftzirkulation im tropischen pazifischen Ozean führt. Die treibende Kraft der dortigen Meeresströmungen sind die Winde. Das südostasiatische Tiefdruckgebiet und das südostpazifische Hochdruckgebiet bestimmen dort die Stärke der Passatwinde.
Das Wechselspiel zwischen diesen Druckgebieten wird als Südliche Oszillation bezeichnet. Durch eine Eigenschwingung des gekoppelten Ozean-Atmosphäre-Systems können diese Hoch- und Tiefdruckgebiete ihre Positionen tauschen. Damit ändert sich auch die Stärke des Passatwindes. Aufgrund der engen Kopplung zwischen El-Niño (EN) und der südlichen Oszillation (SO) spricht man heute vom ENSO-Phänomen. In normalen Jahren entsteht vor der südamerikanischen Küste durch den Einfluss der Passatwinde und der Erdrotation ein großes Auftriebgebiet. Relativ kaltes nährstoffreiches Tiefenwasser wird an der Oberfläche transportiert.
Im Westpazifik hingegen ist die Meeresoberflächentemperatur mit bis zu 30°C relativ hoch. Wenn die Passatwinde sich schwächen, verkleinert sich das Auftriebsgebiet drastisch. Warmes Wasser aus Westpazifik wird zurück zur Westküste Amerikas gedrückt. Der Meerespiegel steigt dort an und große Fläche des Ostpazifik erwärmt sich und die Temperatur an der Meeresoberfläche steigt um einige Grade. Kaum kaltes nährstoffreiches Wasser wird an die Oberfläche transportiert und auch die Primärproduktion nimmt stark ab. Weltweit kann El-Niño daher zu sehr warmen Jahren führen.
La-Niña ist das Gegenstück und hat den gegenteiligen Effekt von El Niño. Während eines La-Niña-Ereignisses sind die Passatwinde viel stärker als in den normalen Jahren und treiben mehr warmes Wasser in Richtung Asien. Vor der Westküste Amerikas nehmen die Auftriebskräfte zu und bringen mehr kaltes, nährstoffreiches Wasser an die Oberfläche. Damit wird die Phytoplanktonproduktion angekurbelt und große Menge CO2 aufgenommen. Dieses kalte Wasser im Pazifik drückt den Jetstream nach Norden. Dadurch wird das Klima in Nordamerika überregional beeinflußt.
El Niño und La Niña sind extreme Phasen eines natürlich vorkommenden Klimazyklus; diese Phänomenen scheinen mit der Erderwärmung deutlich stärker zu werden. Die Beobachtungen ab Juni 2023 (siehe Abb.2) sprachen dafür, dass ein El-Niño-Ereignis bevorstand.
Woher weiß man, dass ein El-Niño-Ereignis bevorsteht?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um zu sagen, ob wir uns in einem El Niño-, La Niña- oder in einer normalen Wetterlage befinden. So basiert der Oceanic Niño Index (ONI) auf der Meeresoberflächentemperatur im östlichen und mittleren tropischen Pazifik (Region EL Niño 3.4 – siehe Abb.1).
- El Niño ist gekennzeichnet durch einen positiven ONI in der Region ElNiño 3.4 mit Werten +0,5°C oder höher,
- La Niña ist gekennzeichnet durch einen negativen ONI in der Region ElNiño 3.4 mit Werten -0,5 °C oder tiefer.
- Bei ONI-Werten zwischen +0,5 und -0,5 °C spricht man von einer normalen Wetterlage.
Um ein El-Niño- oder La-Niña-Ereignis als gesichert eingestuft zu werden, müssen 5 ONI-Werte nacheinander eine stabile Tendenz zeigen.
Der älteste Indikator für den ENSO-Zustand ist der Southern Oscillation Index (SOI): die Differenz zwischen dem Luftdruck auf Meereshöhe in Tahiti (Zentralpazifik) und in Darwin (Australien).
Veränderung der Meeresoberflächetemperatur in den El-Niño-Regionen in der Zeit Aug. 2022 bis Dez.-2023
Mit El Niño verbundene Telekonnektionen
Das ENSO-Phänomen führt zu Dürren und Bränden in Südostasien, Teilen Australiens und Brasiliens. Es verursacht starke Niederschläge im westlichen Südamerika und ruft sogar signifikante Klimaanomalien über Nordamerika hervor. Doch aktuelle extreme Trockenheit in den USA kann sich noch mit El-Niño noch länger dauern. Einflüsse von ENSO-Ereignissen sind sogar in Nordatlantik nachweisbar. Beispielsweise beeinflußt La Niña die Sturmhäufigkeit im Nordatlanktik. Immer wenn sich der Pazifik infolge des La Niña Effekts abkühlt, drohen im Atlantik schwere Hurrikane.
Änderung der Meeresoberflächentemperatur in den pazifischen, atlantischen und indischen Ozeanen
Im Sept-Okt 2023 lagen die äquatorialen SST-Werte (sea surface temperature = Meeresoberflächentemperatur) in großen Regionen des Pazifiks, im westlichen Indischen Ozean und in weiten Teilen des Atlantiks über dem Durchschnitt. Im Gegensatz dazu lagen die äquatorialen SST-Werte im östlichen Indischen Ozean und um Indonesien unter dem Durchschnitt.