Kapitel: 4 → Aktuelle Veränderungen in den Meeren

4.8 → Tiefseebiodiversität am Beispiel des Kurilen-Kamtschatka-Grabens

Angelika Brandt

Kurzfassung:

Die Tiefsee ist der größte Lebensraum der Erde, dennoch gehört sie mit zu den unbekanntesten Regionen. Trotz der scheinbar unwirtlichen Bedingungen von Temperaturen von 1-2 °C, Dunkelheit, Nahrungsarmut und hohem Druck, finden wir in der Tiefsee oft sehr reiche Lebensgemeinschaften vor.

Bis in abyssale Tiefen von ca. 3.500-4.000 m steigen die Artenzahlen in der Regel an, in den Tiefseegräben hingegen nehmen sie wieder ab. Es wird angenommen, dass die Tiefseegräben isolierend wirken und die Verbreitung von Arten in umliegenden abyssalen Regionen verhindern können. Um dieses zu untersuchen, wurde im Sommer dieses Jahres (2016) eine Expedition in den Kurilen-Kamtschatka -Graben durchgeführt.

Zu den ersten Ergebnissen an Bord des FS Sonne zählen u.a., dass es auch an tiefen Hadalstationen bis in 9.683 m Tiefe teilweise sehr hohe Abundanzen von verschiedenen Arten, wie Muscheln und Stachelhäutern (Seegurken) gibt und dass viele Arten Weltrekorde in der Tiefenverbreitung zeigen, u.a. Ruderfuß-, Ranzen-, und Mischelkrebse sowie Würmer und Weichtiere.

Deep-sea biodiversity with the example of the Kurilian-Kamchatka moat:

The deep-sea is the largest habitat on earth, yet it is one of the least known regions. Despite the seemingly inhospitable conditions of temperatures of 1-2 °C, darkness, food poverty and high pressure, we often find rich communities in the deep-sea. Down to abyssal depths of approximately 3,500-4,000 m species numbers usually rise, however in deep-sea trenches they decrease.

It is assumed that the deep-sea trenches isolate species and prevent their biogeographic distribution (disperal) in surrounding abyssal regions. In order to study a hadal trench system, an expedition was performed to the Kuril Trench in the summer of this year (2016).

Initial results from on board the RV Sonne include, among others that at hadal stations down to a depth of 9,683 m very high abundances of various taxa can be found, such as in bivalves or echinoderms (sea cucumbers) and that many species show world records in their depth distributions such as, copepods, peracarids, ostracods, worms or molluscs.