Kapitel: 4 → Das Meer: Ökonomische Aspekte
4.8 → Starke THG-Emissionen aus mariner Ölförderung: 20 Jahre Gas-Blowout in der Nordsee – Konsequenzen für den EU-Emissionshandel
Hans-Jochen Luhmann (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, Wuppertal)
Zusammenfassung: Starke THG-Emissionen aus mariner Ölförderung – 20 Jahre Gas-Blowout in der Nordsee – Konsequenzen für den EU-Emissionshandel
Vor 20 Jahren, am 21. November 1990, ereignete sich ein bedeutender Gas-Ausbruch (blowout) vor Schottlands Küste. Dem Unglück folgten zwar Untersuchungen seitens des Plattform-Betreibers Mobil, der heute in Exxon aufgegangen ist.
Es wurde danach jedoch kein Versuch unternommen, den gewaltigen Gasausstoß zu begrenzen, der pro Sekunde 1.000 l bzw. pro Jahr 0,3 Mio. t CH4 aus dem Vorkommen unter dem Meeresboden in die Wassersäule entlässt. Im Ergebnis resultiert ein stetiger Strom anthropogener Treibhausgase von etwa mindestens 2,7 bis zu 7,5 Mio. t CO2-eq. pro Jahr, von einem Territorium, welches der Jurisdiktion des Vereinigten Königreichs unterliegt.
Nichts aber davon stand in Großbritanniens ‘Nationalem Inventar’, das jährlich bei der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) einzureichen ist. Diese Strategie des Verbergens wurde durchkreuzt und beendet, als nicht-intendiertes Ergebnis purer wissenschaftlicher Neugier.
Die brachte Forscher vom Leibniz-Institut für Meeresforschung an der Universität Kiel (GEOMAR) dazu, einige Messungen vorzunehmen, wobei sie ihr kleines Forschungs-U-Boot einsetzten.
Folge ist erstens, dass der Vorfall in Großbritanniens Nationalem Inventar 2010 erstmals erwähnt wird. Das nicht-kooperative Verhalten der Britischen Regierung ist nicht schwer zu verstehen: Der Staat Großbritannien hat gegebenenfalls für den Strom von Treibhausgasen zu zahlen, nicht der Verursacher.
Die Rechnung in Summe, bis 2020, könnte in der Größenordnung von1,2 bis 3,2 Milliarden EUR liegen, die strikte Emissionsbegrenzung unter dem Kyoto Protokoll und die begrenzte Erfassung von Emissionsquellen durch den Emissionshandel der EU, die Öl- und Gas-Aktivitäten ausschließt, haben das zur Folge.
Als Konsequenz wird dafür plädiert, Treibhausgasemissionen, die im Fall von Unfällen bei Aktivitäten der Öl- und Gas-Prospektion auftreten, in den Emissionshandel der EU aufzunehmen. Das würde die EU-Mitgliedstaaten davor schützen, dass sie für die Folgen eintreten müssen, und würde gleichzeitig ihre Bereitschaft, solche Emissionen korrekt zu berichten, steigern.
Substantial amounts of GHG emissions from offshore oil drilling – 20th anniversary of the North Sea methane blow out; lessons for the further development of the EU ETS coverage:
20 years ago, at 21st November 1990, a major gas blow out event occurred off shore Scotland. The disaster followed exploration activities by Mobil, which is now merged with Exxon. Thereafter, no attempt has been made to curtail the huge gas flow, which is releasing about 1,000 l s-1 or 0,3 106 t CH4 a-1 from the sub-seabed reservoir into the water column.
In effect, an anthropogenic GHG flow of about at least 2.7 up to 7.5 106 t CO2-eq. per year is resulting, from a territory which is under British jurisdiction. But nothing has been reported in UK’s yearly ‘National Inventory’ as to be delivered to the UNFCCC.
That this cover up was brought to an end, is the unintended consequence of purely scientific curiosity, which led professionals from the Leibniz-Institute for Marine Sciences at the University of Kiel (GEOMAR) making some measurements using their small submarine boat.
Consequence is a first acknowledgement in UK’s NIR 2010. The non-willingness of the British government is not difficult to understand: UK has eventually to pay for the steady stream of GHG emissions. 1.2 to 3.2 bn EUR until 2020 could be the bill, given the strict cap-regulations under the Kyoto Protocol as well as the restrictive coverage of the EU ETS.
It is consequently argued for the inclusion of GHG emissions due to disastrous events in the course of oil drilling activities in the coverage of the EU ETS. That would EU member states exclude from being held responsible for such emissions and would at the same time advance their willingness to report such emissions accurately.