Kapitel: 2 → Auswirkungen des Klimawandels auf aquatische und terrestrische Ökosysteme

2.12 → Wirkungen des Klimawandels auf Bäume und Wälder

Martin Lorenz, Wolf-Ulrich Kriebitzsch, Manja Reuter & Michael Köhl, Institut für Weltforstwirtschaft, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, VTI, Hamburg

Zusammenfassung: Wirkungen des Klimawandels auf Bäume und Wälder 

Die Wirkungen des Klimawandels auf Bäume und Wälder: Die Wirkungen des Klimawandels auf Bäume und Wälder sind schwer vorhersagbar, weil Waldökosysteme vom regionalen und saisonalen Wetter sowie von zahlreichen weiteren Umweltfaktoren stärker beeinflusst werden als vom durchschnittlichen globalen Klima.

Als Folge des Klimawandels werden wärmere und trockenere Sommer sowie mildere und feuchtere Winter erwartet. Höhere Temperaturen können das Baumwachstum über eine längere Vegetationsperiode und durch eine Beschleunigung der physiologischen Prozesse stimulieren, wenn dafür ausreichend Wasser und Nähstoffe verfügbar sind.

Zunehmende Sommerhitze und –dürre führen zu Stress für die Bäume und begünstigen Massenvermehrungen von Insekten. Wegen der geringen Vorhersagbarkeit der Reaktion der Bäume auf den Klimawandel lässt sich auch der Einfluss des Klimawandels auf die Verbreitung und den Gesundheitszustand der Wälder schwer vorhersagen.

In Europa können sich die Wachstumsbedingungen in den nördlichen Breiten zwar verbessern, aber sich in den südlichen Breiten wegen Hitze und Dürre verschlechtern. In den Alpen wird sich die Baumgrenze in höhere Lagen verschieben. Auch in den Tropen und Subtropen wird die Wirkung des Klimawandels regional differieren. Semi-aride Regionen können unter anhaltender Dürre versteppen.

Nebelwälder in Höhenlagen können verschwinden. Unsicherheiten in der Vorhersage von regionalen Wechselwirkungen zwischen Klima und Wald erschweren die Entwicklung waldbaulicher Konzepte zur Anpassung von Wäldern an die künftigen klimatischen Bedingungen. Darüber hinaus werden sich die Bäume wegen ihrer Langlebigkeit wahrscheinlich nicht schnell an veränderte Wachstumsbedingungen gewöhnen können.

Die Situation wird kompliziert durch den Einfluss weiterer natürlicher und anthropogener Faktoren wie z. B. Luftschadstoffe. Studien der letzten Zeit weisen darauf hin, dass kritische Eintragsraten von Luftschadstoffen für Waldböden unter gängigen Szenarien des Klimawandels schneller überschritten werden.

Autochthone Baumarten können eine höhere Anpassungsfähigkeit an Klimaextreme besitzen als exotische Arten, die an die regionalen klimatischen Bedingungen weniger angepasst sind. Die Zerstörung des Tropenwaldes setzt erhebliche Mengen von Kohlendioxid frei.

Deshalb leisten die Rehabilitation degradierter Waldflächen und der Schutz produktiver standortgerechte Waldbestände in den Tropen einen wichtigen Beitrag zur Kohlenstoffbindung. Eine Voraussetzung für die Aufforstung und den Schutz von Waldbeständen in den Tropen sind Konzepte zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung.

Summary: The effects of climate change on trees and forests:

 Effects of climate change on trees and forests are difficult to predict, mainly because a given forest ecosystem is more subject to regional and seasonal weather and numerous other environmental factors than to the average global climate. In the course of climate change warmer and dryer summers as well as milder and more humid winters are expected.

Higher temperatures may stimulate tree growth via a prolonged vegetation period and accelerated physiological processes if the availability of water and nutrients is sufficient. Increasing summer heat and drought will result in stress to trees and will foster insect outbreaks.

Due to uncertainties in predicting tree response to climate change, the impact of climate change on the range and condition of forests is also difficult to predict. In Europe growing conditions may improve at northern latitudes, but are expected to deteriorate at southern latitudes due to heat and drought. In the Alps the timberline will be shifted to higher altitudes. Also in the tropics and sub-tropics the impact of climate change will differ between regions.

Semi-arid regions experiencing enduring drought may degenerate into steppe. Cloud forests stands at higher altitudes may disappear. Uncertainties in predicting interactions between climate and forests at regional scales impede the development of silvicultural concepts for the adaptation of forests to future climatic conditions. Moreover, trees are unlikely to adapt to rapidly changing growing conditions because of their longevity.

The situation is even more complicated by the impact of further natural and anthropogenic factors such as air pollution. Recent studies indicate that critical loads of air pollutants for forest soils will be exceeded sooner under popular climate change scenarios. Autochthonous tree species may have a higher potential to adapt to climatic extremes than exotic tree species that are less adapted to the climatic conditions of the region.

The destruction of forests in the tropics releases considerable amounts of carbon dioxide. The rehabilitation of such degraded forest areas and the conservation of productive site-adapted forest stands in the tropics is therefore an important contribution to carbon sequestration. Concepts for sustainable forest management are a precondition for the conservation of forests and reforestation in the tropics.