Kapitel: 3 → Aktuelle und potenzielle Gefahren für die Gesundheit

3.2 Indirekt durch Krankheitsüberträger (VEKTOREN)

3.2.1 → Globale Zunahme von Tropenkrankheiten

Jakob P. Cramer
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg

Zusammenfassung: GLOBALE ZUNAHME VON TROPENKRANKHEITEN 

Das komplexe Zusammenspiel von Wirt, Erreger, Reservoir und Vektor ist insbesondere durch Änderungen des Klimas ständigen Modifikationen unterworfen. Temperatur und Niederschläge spielen dabei entscheidende Rollen nicht nur auf Reproduktionszyklen sondern auch auf geographische Verbreitung und Verhalten der Vektoren.

In Bezug auf die globale Infektionsepidemiologie von Vektor-bedingten Infektionskrankheiten kommt dabei den tropischen Infektionskrankheiten eine besondere Bedeutung zu, da sie erstens zu den häufigsten Krankheiten zählen und zweitens besonders sensibel auf Klimaveränderungen hinsichtlich ihrer Inzidenz (Anzahl von Neuerkrankungen in einer bestimmten Zeitspanne) und Prävalenz (Anzahl von Erkrankungen zu einem bestimmten Zeitpunkt) reagieren.

Auch wenn klimatische Veränderungen sich nicht immer nur in eine Richtung hinsichtlich einer Vermehrung von Vektoren auswirken, wird insgesamt jedoch mit einer Zunahme der Morbidität und Mortalität durch Vektor-bedingte Infektionskrankheiten als Folge der Klimaerwärmung gerechnet.

Während die Folgen vor allem die unterentwickelten Länder in den Tropen / Subtropen treffen, die für die globale Erwärmung am wenigsten verantwortlich sind, werden sich klimatische Veränderungen in Bezug auf die Verbreitung von Vektoren und die entsprechende Infektionsepidemiologie auch in gemäßigten Zonen der westlichen Welt bemerkbar machen.

Summary: GLOBAL EXPANSION OF TROPICAL DISEASES

The complex interplay between host, pathogen, reservoir and vector is constantly influenced by climate factors. Temperature and rainfall not only influence reproduction cycles but also geographic distribution and feeding behaviour of vectors.

Tropical diseases play an important role in global infection epidemiology of vector-borne infectious diseases as they are frequent and sensitive to climates change regarding their incidence and prevalence. Climate changes are not always connected with an increase of numbers and geographical distribution of vectors.

Yet, it is expected that overall morbidity and mortality related to vector-borne diseases will increase globally. Underdeveloped tropical countries that are least responsible for climate changes will have to carry the largest burden of this global increase.

Nevertheless, climate changes will have a notable impact on vector distribution and infectious diseases epidemiology also in temperate climate zones of the Western world.