Kapitel: 3 → Aktuelle und potenzielle Gefahren für die Gesundheit
3.2 Indirekt durch Krankheitsüberträger (VEKTOREN)
3.2.11 → Die Leishmaniose – eine potenzielle Gefahr in Mitteleuropa
Torsten J. Naucke, Rolf Garms & José L. Lozán
Zusammenfassung: Die Leishmaniose – eine potenzielle Gefahr in Mitteleuropa
Die Leishmaniose ist eine in tropischen und subtropischen Ländern seit langem bekannte Krankheit, die durch Protozoen der Gattung Leishmania verursacht und ausschließlich durch Sandmücken (Psychodidae, Unterfamilie Phlebotominae) übertragen wird.
Eine potentielle Gefahr für Mitteleuropa bildet vor allem die im Mittelmeerraum verbreitete durch Leishmania infantum verursachte viszerale Leishmaniose, für die Hunde das wichtigste Reservoir sind. Als Folge des Tourismus in diese Länder, Mitnahme und Einfuhr von Hunden hat die Anzahl der infizierten Tiere in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen.
Diese stellen ein großes Erreger-Reservoir dar.Durch die Erderwärmung haben sich gleichzeitig weltweit die Bedingungen (Temperatur & Feuchtigkeit) für die Vermehrung und Verbreitung der Sandmücken verbessert.
Als nördliche Grenze für die Verbreitung der Sandmücke gilt die 10°C-Jahres-Isotherme, die sich in der letzten Zeit nach Norden verschoben hat. In Deutschland und anderen Ländern Mitteleuropas wurden bisher zwei Phlebotomen-Arten nachgewiesen: Phlebotomus perniciosus, ein wichtiger Vektor der Infektion, und P. mascittii. Bisher wurde über 11 vermutlich autochthon übertragene Fälle von Leishmania infantum in Deutschland berichtet.
Summary: Leishmaniasis, a potential health risk for Central Europe
Leishmaniasis is a well known vector-borne disease transmitted by phlebotomine sand flies which occurs in tropical and subtropical regions. Of particular interest is the visceral leishmaniasis caused by Leishmania infantum which is widely distributed in the Mediterranean basin.
As a consequence of the increased tourism in these regions and the global trade of animals we already have a high number of infected animals with leishmaniasis, which are the most important reservoir of the parasite.
The global warming improves the conditions for the migration of phlebotomine sandflies to Central Europe. The 10°C-annual-isotherm regarded as the northern boundary for sandflies has already moved to northern Germany in the last decades.
Two species Phlebotomus perniciosus, which is a proven vector of leishmaniasis and P. mascittii have already been detected in Germany, and also other countries in Central Europe. Eleven cases of infections with Leishmania infantum, which are regarded as autochthonous, have so far been recorded from Germany.