Kapitel: 4.2 → Einfluss des globalen Wandels auf die Bodenstabilität des alpinen Graslandes

Christine Alewell, Lauren Zweifel & Katrin Meusburger

Kurzfassung:

In historischen Zeiträumen unterliegen die Alpen und mit ihnen alle alpinen Ökosysteme einem ständigen Wandel. Böden, als Grundlage aller terrestrischen Systeme, werden durch diese Veränderung geprägt. Menschen beeinflussten alpine Waldökosysteme schon seit dem frühen Holozän, eine drastische Entwaldung fand zwischen dem 10. und 19. Jahrhundert statt, was zu einer starken Destabilisierung der Böden und Hänge führte. In den letzten Jahrzehnten finden wir alpine Ökosysteme gleichzeitig von starken Effekten des Klima- wie auch des Landnutzungswandels geprägt. Diese Entwicklungen wurden mit semi-automatisierter Bildklassifikation kartiert, indem verschiedene Erosionsformen (Landrutschungen, flächenhafte Erosion, Bewirtschaftungsschäden, Viehpfade) über Zeit und Raum dokumentiert wurden. In talnahen Lagen finden wir eine Zunahme an Schäden durch eine Nuztungsintensivierung des Graslandes vor allem durch flächenhafte Erosion, Schäden durch Bewirtschaftung (z.B. Nutzung schwerer Maschinen, Düngung, Mähen vor langen Trockenperioden) und Viehpfade. Auf höher gelegenen Flächen kann dagegen eine Extensivierung oder sogar Aufgabe der Nutzung festgestellt werden. Letztere führt in der Regel zu einer Verbuschung, die je nach Böden und Vegetation eine Verstärkung oder auch Verringerung von Landrutschungsaktivität zur Folge hat. Gleichzeitig wurde eine verstärkte Aktivität von Landrutschungen in hohen Lagen festgestellt, die nur dem Klimawandel zugeordnet werden kann.

Influence of global change on the soil stability of the alpine grasslands:

In historical dimensions, the Alps and with them all Alpine ecosystems are subject to constant change. Soils, as the basis of all terrestrial systems, are shaped by this change. Humans have already influenced alpine forest ecosystems since the early Holocene, but massive deforestation took place between the 10th and 19th centuries, which led to a strong destabilization of soils and slopes. In recent decades, alpine ecosystems are influenced by strong effects of both climate and land use change. We mapped these recent developments with semi-automated image classification by documenting different forms of erosion (landslides, sheet erosion, management effects, livestock trails) over time and space. We find a degradation increase due to land use intensification of grasslands at slopes close to the valley floor, mostly due to sheet erosion, management effects (e.g. use of heavy machinery, fertilization, cutting of the grass before long dry periods) and livestock trails. In contrast, extensification or even abandonment of grassland was documented on higher remote areas. The latter usually leads to shrub encroachment, which, depending on the soil and vegetation, might result in an increase or decrease of landslide activity. Simultaneously, landslide activity that was attributed to climate change effects, increased in high altitudes.