Kapitel: 3 → Flora, Fauna und Ökosysteme
3.9 → Arktische Robben und Eisbären – Auswirkungen von Klimaerwärmung und Ressourcennutzung
Anne Blanchet (Norwegian Polar Institute, FRAM centre, Tromsø-Norway)
Mario Aquarone (Institute for Arctic and Marine Biology, University of Tromsø, Norway)
Ursula Siebert (Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover)
Zusammenfassung: Arktische Robben und Eisbären – Auswirkungen vpn Klimaerwärmung und Ressourcennutzung:
Arktische Hundsrobben, Walrosse und Eisbären haben eine Evolution durchlaufen, die während des Pleistozäns extreme Kaltzeiten und dazwischenliegende Warmzeiten umfasst. Die schnelle Erwärmung der Arktis während der letzten Jahrzehnte hat zu einer Abnahme der Dauer und Ausdehnung der Meereisbedeckung geführt.
Diese Entwicklung, die sich voraussichtlich im 21. Jahrhundert fortsetzen wird, kann schwerwiegende Auswirkungen auf die auf das Meereis angewiesenen arktischen Arten haben, wie Ringel- und Sattelrobben sowie Klappmützen, die vermutlich ebenso wie der Eisbär in Anzahl und Verbreitung abnehmen, ebenso wie Eisbären.
Andere Robben wie Bartrobben und der subarktische Gemeine Seehund könnten dagegen zunehmen und sich in der Arktis ausbreiten. Die Jagd auf Robben, Walrosse und Eisbären ist für die Eigenbedarfswirtschaft der einheimischen Bevölkerung vieler Küstensiedlungen in der Arktis immer noch von großer Bedeutung.
In der Vergangenheit wurden viele arktische Robbenarten, Walrosse und in einigen Gegenden auch Eisbären intensiv von Robben- und Walfängern aus Europa und Nordamerika kommerziell bejagt. In einigen Regionen führte dies dazu, das Populationen bis an den Rand der Ausrottung bejagt wurden.
Forschungsarbeiten in verschiedenen Gebieten haben jedoch gezeigt, dass die größte Herausforderung für den Schutz und die Erhaltung der arktischen Robben und Eisbären die großräumigen ökologischen Veränderungen sind, die durch den Klimawandel hervorgerufen werden, vorausgesetzt der Trend setzt sich wie vorhergesagt fort.
In einigen arktischen Regionen werden Robben immer noch relativ stark bejagt, und für das Walross und den Eisbär sind die Populationsgrößen in einigen Regionen schon unter das für eine nachhaltige Nutzung notwendige Niveau gesunken. Bei der Festlegung von künftigen Jagdquoten in der sich schnell erwärmenden Arktis muss unbedingt nach dem Vorsorgeprinzip verfahren werden.
Arctic pinnipeds and polar bears – Effects of warming and exploitation:
Arctic phocid seals, walruses and the polar bear have an evolutionary history that spans extremely cold glacial periods and also relatively warm interglacial stages during the Pleistocene epoch. However, the rapid warming of the Arctic during recent decades has led to a decrease in the extent and duration of sea-ice cover.
This development, which is predicted to continue in the 21st century, may have severe consequences for Arctic ice-breeding seals and the polar bear. Highly pagophilic seals, like ringed, harp and hooded seals, will likely experience a marked reduction in range and numbers, and so will polar bears. In contrast, other species, like bearded seals and sub-Arctic harbour seals, may increase in range and abundance.
Hunting of seals, walruses and polar bears is still of great importance to the subsistence economy of many coastal communities of the Arctic. However, in historical times most Arctic seals, walruses, and in some areas also polar bears, were severely exploited by commercial sealers and whalers from Europe and North America. In some areas, this exploitation brought the populations to the verge of extinction.
Research in several areas indicates that the greatest challenge to conservation of Arctic pinnipeds and polar bears may be large-scale ecological change resulting from climatic warming, if the trend documented in recent years continues as projected.
In some areas of the Arctic, various pinnipeds and polar bears are still being exploited at relatively high rates and, in case of some walrus and polar bear populations, beyond sustainability. Setting safe catch limits in a warming Arctic should apply the precautionary approach.