Kapitel: 3.9 → Permafrost in den Alpen – Langzeitbeobachtung und Entwicklung über zwei Jahrzehnte

Jeannette Nötzli

Kurzfassung:

In kalten Gebirgsregionen existiert Permafrost oberhalb der Waldgrenze verborgen in Schutthalden, Blockgletschern und steilen Felsflanken, dort wo der Untergrund ganzjährig Temperaturen von 0°C oder tiefer aufweist. Permafrost wird in den Gebirgen seit gut 40 Jahren erforscht, insbesondere in den Europäischen Alpen und in Skandinavien. Das langfristige Monitoring stützt sich auf Permafrosttemperaturen gemessen in Bohrlöchern und in deren Umgebung an der Oberfläche, geo-elektrische Methoden zur Erfassung der Änderungen im Eisgehalt und die terrestrische geodätische Vermessung von Blockgletschern zur Bestimmung ihrer Kriechgeschwindigkeit. Auch wenn viele der Messreihen erst knapp zwei Jahrzehnte abdecken, wurde mit den obigen Methoden eine räumlich und zeitlich variable aber konsistente Erhöhung der Permafrosttemperaturen, Eisdegradation und eine Zunahme der Kriechgeschwindigkeiten an vielen Standorten der europäischen Alpen nachgewiesen. Ereignisse aus Permafrostgebieten wie Felsstürze werden zur Re-analyse für ein verbessertes Verständnis der Zusammenhänge zwischen Permafrostdegradation und Instabilitäten steiler Gebirgsflanken dokumentiert. Die langfristigen Messungen unter den extremen Bedingungen im Hochgebirge aufrechtzuerhalten ist eine große Herausforderung. In Zukunft werden neue Messgrössen und Methoden die Beobachtungsstrategien ergänzen und die Abdeckung sollte verbessert werden – sowohl mittels Simulationen wie auch Messdaten von schlecht erreichbaren Standorten in wenig erforschten Bedingungen oder Gebirgsregionen.

Permafrost in the Alps – Long-term monitoring and evolution over two decades:

In cold mountain regions, permafrost exists above the forest line hidden in scree slopes, rock glaciers and steep bedrock slopes, where the ground temperature does not exceed 0°C all year round. Permafrost in mountain regions has been studied for some 40 years, especially in the European Alps and in Scandinavia. Long-term climate related monitoring is based on permafrost temperatures measured in boreholes, geo-electric surveys to detect changes in ground ice content and terrestrial geodetic surveys of rock glaciers to determine their creep velocity. Even though many of the time series only cover about two decades, the above methods have shown a spatially and temporally variable but consistent increase in permafrost temperatures, decrease in ground ice content and an increase in creep velocities at many sites in the European Alps. Events from permafrost regions such as rockfalls are documented for re-analysis for a better understanding of the relationship between permafrost degradation and instabilities of steep mountain flanks. Maintaining long-term measurements under the extreme conditions found in high mountains is a major challenge. In the future, new measurements and methods will complement the scientific observation strategies and coverage should be improved – both by means of simulations and by obtaining data from locations with difficult access as well as from less explored conditions and mountain regions.