Kapitel: 5.10 → Ökologische Folgen des Landnutzungswandels in den Alpen

Erich Tasser & Ulrike Tappeiner

Kurzfassung:

Die Landwirtschaft im Alpenraum ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts im Umbruch. Noch vor 70 Jahren nutzten die Bauern die wenigen Gunstlagen im Talbereich für den Ackerbau. Das Heu wurde auf den steilen Talhängen und auf den hochgelegenen Bergmähdern gewonnen. Das Vieh weidete den Sommer über auf den Almen. Heute hat sich dies geändert: Viele Flächen in den Gunstlagen sind Dauerkulturen gewichen, der Ackerbau ist weitgehend verschwunden. Grenzertragsflächen wurden extensiviert oder brachgelegt. Alle Entwicklungen sind mit ökologischen Folgen verbunden – positiven aber auch negativen. In diesem Artikel wird ein Überblick über den aktuellen Stand des Wissens gegeben, indem die landnutzungsbedingten Auswirkungen auf insgesamt 47 Ökosystem- und Landschaftsmerkmale dargestellt und diskutiert werden. Berücksichtigt werden unter anderem die Folgen auf den Boden, die Lebewesen, die Produktion, auf den Wald, die Wasserqualität und -quantität, sowie das Risikopotential und die Landschaftsqualität.

Ecological effects of land-use changes in the Alps:

Agriculture in the Alpine region has been changing fundamentally since the middle of the 20th century. Only 70 years ago, farmers still used the few agriculturally favorable areas in the valleys as arable land. The hay was obtained from steep valley slopes and high-elevation mountain meadows. The cattle grazed on alpine pastures during the summer. Today this has changed: Many areas in the valley bottoms are now used to grow fruits and wine, arable farming has largely disappeared at the expense of intensive grassland. Many extensively used hay meadows and alpine pastures have been abandoned. All these developments have ecological consequences – positive as well as negative ones. By presenting and discussing the land-use related impacts on a total of 47 ecosystem and landscape features, this article provides an overview of the current state of knowledge. Among others, the effects on soil, living organisms, production, forests, water quality and quantity, as well as potential risk and landscape quality are addressed.